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Serien-Review: Komm, lieber Tod

Stefan Lange erzählt in der YouTube-Serie Komm, lieber Tod über sein „Leben mit Depressionen und Todessucht“.

Bei Komm, lieber Tod handelt es sich um das Nachfolgeprojekt des mit dem Grimme Online Award ausgezeichneten Erfolgsformats Shore, Stein, Papier – eine Biographie über ein Leben zwischen Heroinsucht und Knast (wenn ihr mehr zu Shore, Stein, Papier erfahren wollt, erscheint auch dazu bald ein Artikel hier bei Cinebits). Beide Serien sind auf dem Kanal zqnce bei YouTube in voller Länge abrufbar. Schon in den späten 90er Jahren erschien das Buch Suicide von Stefan Lange, der auch Erzähler seiner Biographie in Videoform ist. Was euch bei der Web-Serie erwartet, erfahrt ihr im Folgenden:

 

Story

Stefan Langes Geschichte Komm, lieber Tod beginnt mit Eindrücken aus seiner Kindheit, die Familienverhältnisse sind schwierig. Er wächst auf zwischen hohen Erwartungen und Prügelstrafe. Anerkennung gibt es nur bei guten Leistungen in der Schule und nach Außen spielt man eine heile Welt vor. Er selbst lernt, sich eine Fassade zu errichten und seine Gefühle vor anderen zu verstecken, während er sich mit fortschreitendem Alter auch gern und regelmäßig mit Alkohol betäubt. Nach dem Studium steht ihm eigentlich eine vielversprechende Karriere bevor, doch während einer Reise ins spanische Sevilla verliebt er sich Hals über Kopf in die Schweizerin Susanne…

Aufmachung

Oder: Was dieses Format besonders macht. Denn genau wie schon bei Shore, Stein, Papier ist es die Art, auf die Komm, lieber Tod präsentiert und erzählt wird, die die Serie wirklich sehenswert macht. Dazu sei gesagt, dass man beide Formate auch genauso gut als Podcast nutzen kann, denn das Bildliche wird in den Biographien aus dem Hause zqnce eher minimalistisch gehalten. Lange sitzt dabei vor der roten Steinmauer und hinter dem Holztisch, die ihr beide schon im Titelbild seht. Und dann fängt er an, zu erzählen. Spoiler: Mehr passiert nicht! Doch genau darin liegt auch der Charme der Serie. Sie ist die unverfälschte Wiedergabe einer echten Geschichte aus dem Leben eines x-beliebigen Durchschnittsbürgers und keine Fantasie eines großartigen Hollywood-Autors. Auch wenn Komm, lieber Tod durchaus hollywoodreif verfilmbar wäre. Wenn man dem sympathischen Protagonisten und Erzähler lauscht, sind seine Beschreibungen von Personen und Orten so lebhaft, als hätte man direkt neben ihm gesessen. In der Serie geht es vor allem um die „Gefühlswelten“ eines suizidalen und manisch-depressiven Menschen. Darum, welche Gedanken ihm durch den Kopf gehen, wenn er denkt, das Leben sei vorbei, warum es sein Selbstwertgefühl aufbessert, wenn er den Arzt dazu bringt, ihm Rohypnol zu verschreiben und wie es ist, die Feiertage am Jahresende absichtlich bewusstlos zu verbringen. Lange macht diese Gefühlswelten verständlich und macht seine Krankheit für den Laien begreiflich. Und das kann kein Wikipedia-Artikel.

Fazit

Komm, lieber Tod ist sicher keine Geschichte für schwache Nerven. Es handelt sich eher um schwere Kost, wie ihr euch sicher denken könnt. Doch auch, wenn man selbst keinen direkten Bezug zu den Themen Depressionen und Suizid hat, so kann bestimmt jeder etwas für das eigene Leben aus der Geschichte ziehen. Noch dazu bekommt ihr hier so viel Authenzität wie irgendwie möglich geboten. Komm, lieber Tod ist mit 60 Folgen und einer Gesamtspielzeit von 7h 22min abgeschlossen und auf YouTube kostenlos sowie auf Vimeo für 9,95€ verfügbar.

via stefan-lange.ch, vimeo.com, youtube.com

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